Friedrich-von-Schiller Gemeinschaftsschule Reilingen

Berlinfahrt der Europaschulen – Friedrich-von-Schiller-Schule mittendrin
Vom 19. bis 22. November 2025 erlebten 16 Europaschulen aus Baden-Württemberg intensive, informative, lustige und zugleich hoch lehrreiche Tage in Berlin.
Die Friedrich-von-Schiller Gemeinschaftsschule Reilingen hatte die besondere Ehre, mit einem Delegationsteam bestehend aus Konrektorin Judith Bergmann sowie den ausgebildeten Europalotsinnen Ada Kiesecker und Nele Friebel (Klasse 10b) an dieser politisch geprägten Bildungsreise teilzunehmen. Der Platz wurde über ein Bewerbungsverfahren des Europareferats des Kultusministeriums vergeben – und unsere Schule überzeugte mit ihrer aktiven Europaarbeit.
Das hochkarätige, hervorragend organisierte und intensiv getaktete Programm bot tiefgehende politische Einblicke, eindrucksvolle historische Lernorte und zahlreiche Anknüpfungspunkte an den Unterricht. Ada und Nele konnten dabei scheinbar Abstraktes aus dem Unterricht mit greifbarer Politik verbinden – insbesondere im Hinblick auf die Rolle junger Menschen in politischer Beteiligung und aktuelle europapolitische Herausforderungen.

Tag 1 – Demokratie zum Anfassen: Bundestag & Auswärtiges Amt
Der erste Tag begann im Plenarsaal des Deutschen Bundestags. Nach dem Sicherheitscheck erhielten die Teilnehmenden einen anschaulichen Vortrag über Aufgaben, Arbeitsweisen und Besonderheiten des Parlaments – direkt im Zentrum deutscher Demokratie. Viele Eindrücke wirkten nach – von der Atmosphäre im Saal bis zu den lebendigen Beispielen aus dem Parlamentsalltag.
Ein Fototermin über den Dächern Berlins – auf der Besucherebene der Reichstagskuppel – bot anschließend einen besonderen Moment und wurde von der gesamten Delegation der rund 50 Teilnehmenden festgehalten.
Nach einem Mittagessen am Pariser Platz folgte der Besuch des Auswärtigen Amts. Der Referent erläuterte komplexe außenpolitische Zusammenhänge, gab Einblicke in diplomatische Arbeit und beantwortete zahlreiche Fragen der Gruppe zu aktuellen Krisen, internationalen Beziehungen und globalen Entwicklungen. Ada und Nele spürten dabei besonders, wie wichtig die europäische Perspektive für weltpolitische Entscheidungen ist.
Am Nachmittag wurde die Gruppe durch die Gedenkstätte Deutscher Widerstand geführt. Besonders die Hintergründe der Operation Walküre sowie die Schicksale der Widerstandskämpfer beeindruckten nachhaltig. Die historischen Räume in der Stauffenbergstraße hinterließen einen tiefen Eindruck und regten zum Nachdenken über Zivilcourage und demokratische Verantwortung an.
Der Abend klang mit einem Rundgang über den Potsdamer Platz und einem gemeinsamen Abendessen aus. Viele Gespräche drehten sich noch lange um das politische Tagesgeschehen und das Erlebte.

Tag 2 – Politik live: Bundesrat, Medienarbeit & die Stimme Baden-Württembergs
Der zweite Tag begann mit dem Besuch einer Plenarsitzung des Bundesrats. Die Teilnehmenden erlebten live, wie Länderinteressen verhandelt werden und wie föderale Demokratie funktioniert.
Im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung erhielten sie einen Blick hinter die Kulissen politischer Kommunikation: Medienarbeit, Presseprozesse und Informationspflichten des Bundes.
Beim gemeinsamen Mittagessen in der Landesvertretung Baden-Württemberg lernte die Gruppe die Aufgaben und Arbeitsweisen ihres Bundeslands in Berlin kennen. Die Einblicke machten deutlich, wie aktiv Baden-Württemberg europapolitische Initiativen mitgestaltet – eine Perspektive, die den beiden Europalotsinnen besonders wertvoll erschien.
Die zweistündige politische Stadtrundfahrt führte vom Regierungsviertel über geschichtsträchtige Orte bis zu aktuellen politischen Schauplätzen.
Der Abschluss des Tages bildete der Besuch der interaktiven Ausstellung ERLEBNIS EUROPA. Die Simulation einer Plenarsitzung des Europäischen Parlaments hinterließ Eindruck:
Ada und Nele fühlten sich sofort an ihren Straßburg-Besuch wenige Wochen zuvor erinnert. Dort war der Plenarsaal leer gewesen – hier in Berlin erlebten sie ihn erstmals gefüllt, mit Stimmen, Debatten und lebendiger Atmosphäre in Film und Ton. Europäische Politik wurde greifbar.
Der Abend bot Zeit für Schnappschüsse am Brandenburger Tor, kurze Besuche am Checkpoint Charlie und das Knüpfen neuer Kontakte zwischen den Europaschulen. Das Netzwerk lebte – und wuchs.

Tag 3 – Geschichte begreifen: Die Berliner Mauer
Der Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer (Bernauer Straße) bildete den historischen Abschluss der Reise. Dies ist der einzige Ort, an dem ein Stück der Mauer in seiner vollen Tiefenstaffelung erhalten geblieben ist und einen authentischen Eindruck der Grenzanlagen der späten 1980er-Jahre vermittelt.
Im Dokumentationszentrum sah die Gruppe zwei eindrucksvolle Filme – über den Bau der Mauer 1961, der politische Hintergründe und persönliche Tragödien beleuchtet, und ein weiterer über die Folgen der jahrzehntelangen Teilung sowie die Veränderungen nach 1989.
Beim anschließenden Rundgang über das 1,4 Kilometer lange Außengelände konnten Ada und Nele von einer Aussichtsplattform aus direkt auf den originalen Grenzstreifen – im Westen als „Todesstreifen“ bezeichnet – sowie auf einen der wenigen erhaltenen Wachtürme blicken. Diese authentischen Orte machten die Begriffe, die sie aus dem Unterricht kennen, auf eindrucksvolle Weise erlebbar.
Gerade für junge Europalotsinnen wurde hier spürbar, wie zerbrechlich Freiheit ist – und wie wertvoll offene Grenzen, Demokratie und europäische Zusammenarbeit heute sind.
Die Berlinfahrt war in all ihren Facetten ein voller Erfolg – politisch bildend, historisch sensibilisierend und menschlich verbindend. Die Friedrich-von-Schiller-Schule konnte einmal mehr ihre lebendige Europaarbeit zeigen: engagierte Schülerinnen, eine motivierte Schulleitung und eine klare Haltung zu Demokratie und Europa.
Demokratie wurde nicht erklärt – sie wurde erlebt.
Und genau das macht Europabildung lebendig.

Bericht: Judith Bergmann